Ausstellungen 2021
Ausstellungen 2021
Vor einem Jahr wollte der Männerchor Gossau-Ottikon sein 175-jähriges Bestehen mit einem regionalen Sängertag feiern. Wegen der Pandemie wurde der Anlass zuerst auf 2021 verschoben und dann ganz abgesagt. Jetzt macht das Dürstelerhaus in Ottikon die lokale Sängertradition in einer Ausstellung gleichwohl sichtbar.
Es gibt Hinweise, dass in Gossau schon vor 1845 Sängervereine existierten. Weil aber die Akten dazu weitgehend verloren sind, gilt die Gründung des Männerchors Ottikon als offizieller Ursprung. Dank der neuen politischen Ordnung in Europa mit dem Erwachen der Nationalstaateen entwickelten die Bürger in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts starke patriotische Gefühle. Diese nahmen die Schützen, die Sänger, die Musikanten und die Turner auf und pflegten sie. Neben der Pflege des gemeinsamen Hobbys waren Kameradschaft und Verlässlichkeit die Pfeiler des Vereinslebens. In der Gemeinde gab es zeitweise Männerchöre in Gossau, Ottikon, Herschmettlen, im Hellberg und in Bertschikon. Auch mehrere Frauenchöre existierten über lange Jahre. Wöchentlich wurde geprobt mit anschliessendem Umtrunk im Wirtshaus. Höhepunkte im Vereinsleben waren die Reisen, die jährlichen Chränzli und der Besuch von Sängerfesten.
In den letzten Jahrzehnten hapert es bei den Sängern mit dem Nachwuchs. Zu vielfältig sind die Freizeitangebote mit weniger Verbindlichkeit. 2012 haben sich der Ottiker und der Gossauer Männerchor deshalb zusammengeschlossen. Sie halten die lokale Sängertradition jetzt gemeinsam hoch.
Die Jubiläumsausstellung ist vom Verein Dürstelerhaus initiiert worden und in Zusammenarbeit mit dem Männerchor Gossau-Ottikon entstanden. Sie ist in drei Räumen des ersten Obergeschosses im Dürstelerhaus eingerichtet. Der erste Raum ist dem Chor, seinen Dirigentinnen und Dirigenten sowie den Sängerfesten gewidmet. Der zweite zeigt die jährlichen Chränzli mit ihren legendären Theateraufführungen, die Sänger und die Pflege der Geselligkeit. Im dritten schliesslich gehen die Besucherinnen und Besucher mit den Sängern auf Reisen, vom Bachtel bis nach St. Petersburg. Auf einer Schweizer und eine Europa-Karte sind manches Dutzend der Reiseziele markiert, welche die Sänger im Laufe der vielen Jahrzehnte angesteuert haben.
Eine besondere Attraktion bilden die Auftritte von nicht weniger als fünf Gossauer Gesangsformationen vor dem oder im Dürstelerhaus. Am Samstag, 28. August eröffnet der Frauenchor Gossau den Reigen. Am 4. September folgt der Gossauer Kinderchor, am 5. September bestreiten der Frauenchor Ottikon und die Jodelfreunde Echo vom Hornet einen Doppelauftritt. Und an der Finissage vom 12. September ist der jubilierende Männerchor Gossau-Ottikon an der Reihe. Die kleinen Konzerte finden jeweils um 15 Uhr statt.
Der Beitrag von Radio SRF über das 175-Jahr Chorjubiläum in der Sendung «Fiirabigmusig» kann hier nachgehört werden und dauert von Minute 13:10 - 25:30
Drei Künstler zeigen Einblick in die Vielfalt der Papierkunst
Schon in alter Zeit war die Erfindung des Papiers etwas ganz Besonderes. Ein Stück Papier war an und für sich schon etwas ganz Kostbares.Darauf zu schreiben und zu malen wurde in alten Zeiten und vor allem im Mittelalter zu ganz grosser Blüte gebracht. Viele Maler und Zeichner erfreuten sich eines schönen leeren Papiers, auf dem Zeichnungen und Bilder entstehen konnten. Der Buchdruck und die Lithografie ermöglichten später die Vervielfältigung von Texten und Grafiken auf Papier.
Längst erscheint uns das Papier als alltägliches gewöhnliches Gut, mehr oder weniger geschätzt und beachtet. Auch das Papier trägt heute zur Reizüberflutung in der Werbung bei und wird mehr oder weniger beachtet, aber auch gedankenlos wieder entsorgt. Wer von uns hat in letzter Zeit einen von Hand geschriebenen Brief auf schönem Papier mit passendem Couvert gestaltet und verschickt?
Mit der heutigen Ausstellung «Papierwelten» wird Papierkunst zelebriert. Aber was macht Papierkunst zur Kunst?
Mit Kunstfertigkeit, mit Geduld und Passion wird mittels dem Medium Papier einer Vision Gestalt gegeben. Einem simplen Papier wird ein künstlerischer Wert zugedacht. Mit viel Zeit, dem handwerklichen Geschick und angeeignetem Können wird das Medium Papier zur Kunst. Dieses Können macht Papier zur räumlichen Erfahrung, zum Objekt oder zur Sinneswahrnehmung.
Die drei Papierkünstler unterscheiden sich in ihrer Herangehensweise und ihrem künstlerischen Ausdruck. Das macht diese Ausstellung spannend und abwechslungsreich!
Piet Blanken erschafft papierene Objekte, die Staunen und Emotionen auslösen. Mit Cutter und gefalteten Elementen unterbricht er mit filigraner Perfektion die zweite und führt uns in die dritte Dimension. Die Objekte sind das Ergebnis täglicher künstlerischer Auseinandersetzung, die Umsetzung ist ein kreativer Entstehungsprozess.
Marcel Hänni bedient sich der Technik des traditionellen Scheren-Schnitts, aber gestaltet mit seinen Motiven und unkonventionellen Faltungen neue Interpretationen. Er stellt sich der grafischen Herausforderung, nur mittels schwarz-weiss Welten zu erschaffen, die räumliche Tiefe erzeugen. Die Scherenschnitte sind eine Gegenwelt zu seinen sonst farbigen Oelbildern.
Ans Stecher wandelt Bücher zu Buchskulpturen. Mittels sorgfältiger Faltungen und präzisen Schnitten erschafft er Traumwelten und gibt Worten philosophische Bedeutungen. Seine Buchskulpturen werden auch liebevoll «Eselsohrenkunst» genannt. Mit viel Geduld und einem geeigneten Buch entstehen Kunstobjekte, die uns zum Staunen bringen.
Alle drei Künstler freuen sich auf die Ausstellung «Papierwelten», auf zahlreiche Besucher und interessante Gespräche rund um die Papierkunst.
Öffnungszeiten der Ausstellung:
11. bis 20. Juni 2021
Freitags jeweils 17.00 bis 20.00 Uhr Samstag/ Sonntag jeweils 14.00 bis 17.00 Uhr
Marcel Hänni
Nachdem die 200-jährige reformierte Kirche als erstes Thema der Ausstellungsreihe “Gossau in Bild und Ton” Beachtung bei zahlreichen Besucherinnen und Besuchern im Dürstelerhaus gefunden hat, sind ab Mai die Vereine mit ihren Reisen und Festen für ein halbes Jahr nächstes Thema in der Reihe kleiner Fotoausstellungen.
Eindrückliche Bilder von Sängerinnen und Sängern, Musikanten, Schützen, Reitern, Turnern und Frauenvereinen führen uns optisch viele Jahrzehnte ins schwarz-weisse Fotozeitalter zurück. Überaus reich ist die Bilderauswahl zum Beispiel zum Sängerfest von 1937. Einen faszinierenden Schnappschuss hält unser Bild vom Ausflug der ehemaligen Hüttengenossenschaft Fuchsrüti im Sommer 1925 fest. Im offenen FBW-Reisecar gings ins oberste Toggenburg. Die Frauen und Männer präsentieren sich beim Halt auf der Passhöhe in Wildhaus im prächtigsten Sonntagsstaat. Bis in die 1930er-Jahre hatte der kleine Weiler Fuchsrüti tatsächlich eine eigene Käserei beim Wäldchen an der alten Strasse Grüningen-Dürnten-Wald. Erst 1938 fusionierten die Fuchsrütler mit den Herschmettler Bauern. Gemeinsam errichteten sie die heute noch existierende letzte von einst zahlreichen Gossauer Käsereien im Ermisriet.